Fahrleitung und Signale
Fahrleitungsmasten, Quertragwerke und Lichtsignale
Fahrleitungen verschiedener Bauarten und Lichtsignale prägen seit Jahrzehnten das Bild der Schweizer Bahnen. Beides wollten wir entsprechend auf unserer Anlage umsetzen. Aus Kostengründen, und weil es vieles kaum fertig zu kaufen gab, war auch hier weitgehender Selbstbau angesagt.
Da die Hauptstrecken der SBB schon sehr früh elektrifiziert wurden, können sich heute wohl nur noch wenige Schweizer an den Dampfbetrieb erinnern.
Andererseits waren es vor allem die Pionierleistungen bei der Elektrifizierung der Alpenbahnen, welche der Schweizerischen Lokomotive-Industrie seinerzeit zu Weltruhm verhalfen und so legendäre Fahrzeuge wie etwa die “Krokodile” Ce 6/8 oder die mächtigen Ae 8/14 hervorbrachten. Während Jahrzehnten prägten diese Lokomotiven, zusammen mit den später gebauten Ae 4/6, Ae 4/7 und den Ae 6/6 das Bild am Gotthard, während seit den achtziger und neunziger Jahren vor allem Re 4/4 II/ III, Re 6/6 und Re 460 zum Einsatz kommen. Auch auf unserer Anlage stehen all diese Fahrzeuge im Einsatz. Für uns wäre es fast unvorstellbar, diese ohne entsprechende Oberleitung zu betreiben!
Wir entschieden uns zum Nachbau der Masten des Systems Affolter, welche auch heute noch auf vielen SBB-Strecken anzutreffen sind, insbesondere im Kreis II entlang der Gotthardbahn. Obgleich am Gotthard mehrheitlich Einzelmasten verwendet wurden, wählten wir aus Stabilitätsgründen im Modell die Variante mit Quertragwerken .
Vorerst ging es darum, die entsprechenden Quertragwerke herzustellen. Das Lochprofil aus gestanztem Messingblech bezogen wir von der Firma Hermann. Durch aufschneiden und neu zusammenlöten desselben versuchten wir, die typische, nach aussen zulaufende Form der Querträger zu gestalten. Nach einigen mühsamen, gescheiterten Versuchen entschlossen wir uns, eine entsprechende Vorlage zu zeichnen und die seitlichen, vertikalen Quertraversen ätzen zu lassen. Zusammen mit jeweils zwei Lochprofilen oben und unten konnten die Kästen der Quertragwerke aus Messing zusammengelötet werden. In Anbetracht der grossen Anzahl zu erstellender Quertragwerke war die Erstellung einer Lötlehre erforderlich.
Die typischen Betonsockel bestehen ebenfalls aus Messing, in welche von unten eine Gewindestange eingedreht wurde. Oben wurde mit Araldit der eigentliche Mast aus H-Profil eingegossen. Die Isolatoren und Fahrdrahtausleger bezogen wir als Messingschleudergussteile von Model-Rail in Nendeln (FL). Die wesentlich längeren Quertragwerke innerhalb des Bahnhofbereichs wurden aus unzähligen Einzelteilen von Richi Thuss genau auf Mass gefertigt. Auch die beim Vorbild so markant auffallenden Lampen mit ihren Aufstiegstritten wurden von uns selbst gebaut. Die Kabel zur Stromversorgung der Birnchen werden durch ein 1mm dünnes Röhrchen unter die Anlage geführt. Selbstverständlich bauten wir auch alle Spezialmasten, so z.B. zur Abspannung des Fahrdrahts oder auch die Endmasten, entsprechend dem Vorbild nach.
Mit dem Einbau und dem Spannen der Fahrdrähte möchten wir allerdings noch warten, da uns diese, zumindest solange wir noch am Gelände arbeiten, doch erheblich behindern würde.
- Signale und Zubehör
Die ersten SBB-Lichtsignale bezogen wir schon vor Jahren von der damaligen Firma Schullern. Sie überzeugten uns durch ihr gutes Preis/ Leistungsverhältnis, obschon die Masse nicht absolut korrekt waren. Da unsere Mittel beschränkt waren, konnten wir nicht die gesamte erforderliche Stückzahl auf einmal beziehen. Später wurde diese Produktion leider eingestellt, und die Signale waren nur noch vereinzelt aufzutreiben, so dass wir uns nach Alternativen umsehen mussten.
Als vor Jahren Albert Nold zu uns stiess, erklärte er sich spontan bereit, die noch fehlenden Lichtsignale für den Bahnhof Ponte Eugenio zu bauen. Im Gegensatz zu den älteren Lichtsignalen mit Mikroglühlämpchen wurden diese mit modernen LED’s bestückt. Albert Nold war so ehrgeizig, dass er versprach, auch die winzigen Abfahrsignale, die jeweils am gleichen Signalmast unter den Hauptsignalen angeordnet sind, zu konstruieren und funktionsfähig auszustatten. Diese nun im Bahnhof Ponte Eugenio aufgestellten Signale sind auch von der Detaillierung her viel schöner und filigraner als die früheren, industriell gefertigten Modelle von Schullern. Zudem entsprechen sie von den Massen her den heute bei den SBB eingesetzten Signalen des Typs L, während Schullern noch eine ältere Bauform als Vorbild genommen hatte, die an den grösseren Abschrägungen der Schirmbleche erkennbar ist.
Zwei Signalbrücken, wie sie für die Gotthardbahn und ihre Zufahrtsstrecken typisch sind, beschaften wir von der italienischen Firma Art & Trains, ebenso alle Zwergsignale für den Bahnhof Ponte Eugenio. Eine gewisse Problematik bestand bei der Wahl der Leuchtdioden. Erst recht spät gab es LED’s im warmen Weisston in den gewünschten Grössen. Wir entschlossen uns zum Zeitpunkt der Beschaffung der Zwergsignale für solche mit gelben LED, zumal deren Lampen beim Vorbild oft ebenfalls eher gelblich als grell weiss leuchten. Heute haben wir ebenfalls von Albert Nold gebaute Zwergsignale mit weissen LED’s im Einsatz.
Für das von uns eingesetzte Steuerungssystem ist die korrekte, fahrwegabhängige Ansteuerung der SBB-Signalbegriffe an Haupt- und Zwergsignalen fast eine Selbstverständlichkeit. Daneben haben wir aber auch Spezialitäten wie das Aufleuchten der Abfahrbefehle bei abgefertigten Zügen am Perron, die Ansteuerung kombinierter Signale oder die Signalisierung des Fahrbegriffs 6 für Einfahrten in kurze Gleisabschnitte vorgesehen .
Natürlich gehören zu den Signalen auch die Nachbildung der entsprechenden Magnete der induktiven Zugsicherung in den Gleisen. Für die Ausstattung aller sichtbaren Hauptsignale auf unserer Anlage mit Zugsicherungsmagneten sind beinahe 100 Signum – Magnete erforderlich. Weil die am Markt angebotenen Modelle in der benötigten Menge fast unbezahlbar waren, hatten wir uns entschlossen, diese ebenfalls selbst herzustellen; Richi Thuss fräste uns die Teile mit allen Details daran aus Messing.
In der Nähe von Haupt- und Einfahrsignalen sind oft auch die typischen, orangen Streckentelefone zu sehen, damit sich das Lokpersonal bei einer Störung erkundigen kann. Diese feinen Details fertigte uns Willi Müller zu Hause in seiner Werkstätte.
Auch Kabelkanäle, Verteilerkästen und -Häuschen gehören im weiteren Sinne zu den Signal- und Sicherungsanlagen, und dem aufmerksamen Betrachter entgeht sicher kaum,dass wir diese originalgetreu nachgebildet haben.