Kunstbauten
Tunnels, Brücken und Viadukte
Was wäre eine Gotthard-Anlage ohne entsprechende Nachbildung ihrer Brücken, Viadukte und Tunnels? Hier ging es weniger um das sklavische Nachbauen von einzelnen Bauwerken als um das Erfassen des Charakteristischen und des Typischen von den Kunstbauten der Gotthardbahn.
Schon im frühen Baustadium entstanden, teilweise in Heimarbeit die ersten Bauwerke. Für die Tunnelportale, von denen kein einziges doppelt vorhanden ist, fertigten wir Kartonschablonen an, um die beste Kombination von Optik und Betriebstauglichkeit zu ermitteln.
Der Selbstbau von Kunstbauten bietet stets die Freiheit, geeignete und passende Vorbilder auszuwählen und deren Konstruktion den örtlichen Gegebenheiten der Anlage anzupassen. So schliessen den meisten Tunnelportalen Flügel- und Stützmauern an, die entsprechend dem geplanten, späteren Geländeverlauf gebaut werden konnten.
Wie bei der Steinbogenbrücke entstand auch bei den Tunnelportalen erst ein Rohbau aus Sperrholz, welcher mit Heki- oder Merkur Mauerplatten verkleidet wurde. Die Bogensteine wurden von Hand in neutrale Hartschaum-Platten eingeritzt und später eingesetzt. Dort wo zwischen den einzelnen Teilen Lücken entstanden, verschlossen wir diese mit Gips. Die Röhrenverkleidungen stellten wir ebenfalls aus neutralen Platten her.
Bevor wir diese Konstruktion als Ganzes einbauen konnten, ging es zum ersten Mal ans Einfärben. Immer wieder studierten wir die entsprechenden Bücher mit Vorbildfotos von der Gotthardstrecke.
Die Umsetzung im perfekten Farbfinish klappte allerdings nicht immer auf Anhieb . So fingen wir mit der Farbgebung immer wieder von vorne an, wenn uns das Ergebnis nicht befriedigte. Bei allen Mauern behielten wir aber das gleiche vorgehen bei – wir begannen mit den dunklen Farbtönen und hellten mit jedem Farbauftrag stufenweise auf. Zu guter Letzt wurde mit der Spritzpistole ein Hauch Rost oder etwas dunklere Farben aufgebracht.
- Viadukte aus Beton
Die Alpen werden ja nicht nur durch Eisenbahnen, sondern vor allem durch Strassen und Autobahnen überquert. Wenn auch auf einer Modellbahn naturgemäss die Bahn im Zentrum stehen soll, so wollten wir dennoch auch die anderen Verkehrsträger berücksichtigen und diese realistisch darstellen.
So erforderte die Fortsetzung der Strasse von Kamins die Überquerung eines Tals, das mit einer eleganten Spannbetonbrücke bezwungen werden sollte. Für den Bau dieser Brücke mit den beiden sanft gewölbten Betonelementen und dem darauf ruhenden Fahrbahnträger verwendeten wir Sperrholz- und Spanplatten. Die leichte Wölbung der im Original aus vorgespanntem Beton erstellten Brückenelemente entstand dabei mit einer dünnen Sperrholzplatte, welche mittig befestigt und seitlich sanft nach unten gebogen wurde. Später wurden die beiden Seiten mit Sperrholz verkleidet und schliesslich wurden die noch bestehenden Lücken mit Autospachtel verschlossen. Auf ähnliche Weise entstand auch der Pfeiler, welchen wir aus einer Spannplatte und zwei seitlich angebrachten Halbrund-Profilen bauten.
Etwas Fantasie war bei den Leitplanken angesagt. Dass es diese nicht fertigt zu kaufen gab in Spur 0, braucht wohl kaum noch gross erwähnt zu werden. Wir fertigten diese aus zusammengeklebten , halbrunden Polystyrol-Profilen, die sonst beispielsweise für Dachrinnen Verwendung finden. Überhaupt sind beim Selbstbau in Spur 0 Ideenreichtum und etwas Fantasie praktisch Voraussetzungen, um zu einem Ziel zu kommen.
Und es lohnt sich durchaus, ab und zu mal ein Blick über den Zaun zu den anderen Sparten des Modellbaus zu werfen. Wussten Sie beispielsweise, woraus die Brückengeländer für unsere Viadukte bestehen? Aus Relings vom Schiffsmodellbau, zu finden im Programm von der Firma Graupner. Dunkel gespritzt und gealtert wirken diese sehr naturgetreu.
Unkonventionelle Wege beschritten wir auch beim Bau der Kärstelenbach-Brücke. Bereits eine überschlagsmässige Kalkulation der benötigten Profile für die Fachwerkbrücke zeigte sehr schnell, dass diese in Messingbauweise ein kleines Vermögen kosten würde. Die Lösung waren schliesslich wiederum Polystyrol-Profile, die zudem ein wesentlich einfacheres Arbeiten versprachen . Die vielen Verstrebungen im Inneren des Kastens lassen sich auch viel leichter Kleben als Löten. Und sie trägt: Selbst Skeptiker zweifelten nach den ersten Versuchen mit dem Material kaum mehr daran, dass diese Brücke im fertigen Zustand auch schwere Spur-0-Fahrzeuge tragen wird !