Steuerung

Betrieb und Sicherheit wie beim Vorbild

Dass die Anlage ein zuverlässiges Steuerungssystem benötigen würde, welches einen sicheren Fahrbe­trieb garantiert, stand von Anfang an ausser Frage. Bloss welches ?Das System von Gahler+Ringstmeier überzeugte uns durch seine Betriebssicherheit. Sein Potential und seine betrieblichen Möglichkeiten lernten wir dagegen erst im laufe der Zeit wirklich kennen und schätzen.

Um wertvolle handgearbeitet Modelle beim Fahrbetrieb zu schützen, ist eine aufwendige Zugsicherung unbedingt nötig. Dieses Modell stammt von unserem Modellbahnfreund aus Wien – Stefan Prohaska. Modellbau in Perfektion!

Bereits bei der Planung unserer Anlage begannen auch die Dis­kussionen, wie wir unsere Züge in Zukunft steuern sollten. Während die Einen auf bewährtes in Form einer Relaissteuerung setzten, plädierten vor allem die jüngeren Mitglieder für den Einsatz eines Digitalsystems. Allerdings verfügte einzig die Firma ZIMO zum dama­ligen Zeitpunkt über entsprechend leistungsfähige Decoder, welche sich auch für Spur-0-Fahrzeuge geeignet hätten. Viele Mitglieder scheuten auch den Umbau ihrer Fahrzeuge, da ein Eingriff bei einem Kleinserienmodell auch  eine gewisse Wertminderung  mit sich bringt. So suchten wir also nach einer Möglichkeit,  unsere  Züge zu steuern und zu überwachen, ohne an den Fahrzeugen Veränder­ungen vornehmen zu müssen.

Hier kam das Steuerungssystem von Gahler + Ringstmeier ins Spiel. An diversen Ausstellungen im In-­ und Ausland konnten wir die Modellbahnsteuerung per Com­puter (MpC) dieses Herstellers im Vorführbetrieb begutachten. Vor allem die wunderschönen Anla­gen des Modellbahnclubs Köln mit dem Modell der Trisanna-Brücke, der Schwarzwaldbahn oder der BLS-Nordrampe überzeugten uns von der Betriebstüchtigkeit des G+R – Systems. In der Zwischen­ zeit waren auch geeignete Steck­karten für Spur 0 erhältlich.

Allerdings hegten verschiedene Mitglieder starke Vorbehalte ge­genüber einer Computersteuer­ung im Allgemeinen. Würde es möglich sein, einen Zug ohne Systemkenntnis auf einfache Art und Weise per Handregler fahren zu lassen – und was passierte, wenn einmal der Rechner ausfiele oder eine Störung vorliegt Die Verfechter des Gahler + Ringst­meier-Systems trafen auf heftigen Widerstand der Anhänger einer klassischen, vorwiegend manuel­len Relaissteuerung. Zudem liessen vor allem die zu erwartenden Kosten einige Be­denken aufkommen.

Schliesslich setzte sich aber  die Erkenntnis durch, dass eine Anlage dieser Grösse für den manuel­len Betrieb stets die Anwesenheit einer grösseren Anzahl der Mit­glieder erfordern würde. Zudem wollte die Mehrheit eher in Ruhe ihre Züge fahren sehen, statt stän­dig an einem Fahrpult oder Regler stehen zu müssen. Die vielen ver­deckten Strecken mit dem nicht einsehbaren Schattenbahnhof, aber auch der Wert der einzelnen Spur-0-Fahrzeuge verlangten eine Steuerung, welche eine hohe Zu­verlässigkeit gewährleisten würde.

Letztlich überzeugten uns die Vorteile der G+R-Steuerung mit ihrer hohen Betriebssicherheit. Sie erlaubt einen vorbildgetreuen und automatischen Betrieb, lässt aber jederzeit auch die Möglichkeit offen, manuell einzugreifen und Züge von Hand zu steuern. Dass wir uns letztlich für dieses System entschieden, haben wir bis heute noch nie bereut.

  • Aufbau

Als erstes musste einmal der Be­darf an Steckkarten, Stromversor­gung, Anzahl Blockstrecken und Belegtmeldern festgelegt werden . Daraufhin begannen wir mit der Beschaffung der Steckkarten und dem Aufbau des Elektronik-Racks. Aus Kostengründen entschlossen wir uns, die benötigten rund 200 Platinen als Bausatz zu beziehen, diese selber zu bestücken und zu löten, was sich später allerdings als wenig glücklicher Entscheid herausstellen sollte.

Weil Wissen und Erfahrung fehlten,  wurden  zahlreiche  Platinen falsch bestückt oder auch schlecht verlötet. Mit anschlies­sender  Fehlersuche,  Nacharbei­ten und  Reparaturen  ging  viel Zeit  verloren. Heute würden  wir, zumindest in einer Anfangsphase, auf die fertigen Platinen des Her­stellers zurückgreifen.

Trotz des sehr ausführlichen Handbuchs von rund 500 Seiten, welches Schritt für Schritt den Aufbau des gesamten Systems beschreibt, wurde uns bald klar, dass wir hier an Grenzen stossen würden. Keines unserer Mitglie­der verfügte damals über vertiefte  Kenntnisse der Elektronik, geschweige denn über das Know-how zum Aufbau einer PC-Steuerung! Was war also zu tun?

  • Hilfe von Ausserhalb

 Glücklicherweise lernten wir in dieser Phase Paul Silberer kennen, der bereits langjährige Erfahrung mit dem G+R-System hatte, und uns die benötigte Unterstützung anbieten  konnte.

Allerdings war auch für ihn die Steuerung einer Spur-0-Anlage ein Neuland. So mussten wir erstmals unsere Erfahrungen sammeln, wie etwa die Bemessung der optimalen Längen für Brems- und Halteab­schnitte. Die im Handbuch angege­benen und auf unseren Massstab umgerechneten Werte erwiesen sich als viel zu kurz, weil Spur-0-Fahr­zeuge eine ganz andere Dynamik als jene der Spur-HO haben. Als sinn­volle Länge für die Bremsstrecken haben sich letztlich etwa 3 bis 4 Meter Strecken herausgestellt, wo­bei auf Gefällstrecken 4 bis 5 Meter vorgesehen werden sollten. Damit die Züge in den Halteabschnitten vor den Signalen sanft auslaufen können, sind in Spur 0 schon ein Meter und mehr einzuplanen.

­ Anhand des Gleisplans wurden die Festlegung der Block-, Brems- und Halteabschnitte vorgenommen. Parallel dazu wurde auch am Stellpult gearbeitet, welches  wir mit Symo-Bausteinen bestückten. Alle Leitungen mussten zum zentral eingebauten Rack mit den Ein- und Ausgangskarten der Steuerung gezogen werden. Anfänglich hielten wir dessen Standort unmittelbar hinter dem Stellpult unter dem Bahnhof für eine gute Idee. In der Zwischenzeit sind wir allerdings alle ein wenig älter geworden und es fällt uns zunehmend schwerer unter der Anlage herumzukriechen und am Boden kauernd zu arbeiten!

  • Die Stärken des Systems

Für eine Fahrstrasse müssen zumindest der Start- und der Zielblock, die zu befahrenden Ab­schnitte, die Weichenlagen und, falls  vorhanden,  die auszuleuchtenden LED’s im Stellpult definiert werden. Dass eine PC-Steuerung hier Vorteile bringt, wurde rasch offenkundig . Allein für den Bahn­hof Pte.Eugenio waren einige dutzend Fahrstrassen erforderlich. Während zur Realisierung der glei­chen Funktionalität bei einer kon­ventionellen Steuerung unzählige Relais, Diodenmatritzen und entsprechende Querverdrahtun­gen notwendig gewesen wären, konnten wir hier alle Block-, Signal- und Fahrstrassendaten be­quem per PC in die entsprechen­den ‘Formulare’ eintragen. Diese Daten konnten später jederzeit wieder angezeigt und nötigenfalls auch geändert werden.

Wird nun ein Zug auf das Gleis gestellt, so muss dem System erst einmal sein Standort und seine Fahrtrichtung mitgeteilt werden . Nebenbei können Anfahrspan­nung, Werte für Beschleunigung und Verzögerung, Maximalge­schwindigkeit und  weitere Para­meter eingestellt werden .

Der Rechner prüft dann, ob eine gültige Fahrstrasse für den Zug vorhanden ist, der Zielblock ver­fügbar ist und dieser  auch  für den entsprechenden Zug (Länge, Zugkategorie) freigegeben wurde. Falls alle  Bedingungen  zutref­fen, beschleunigt der Zug auf die zulässige Geschwindigkeit. Das System überwacht und steuert nun ständig alle auf der Anlage verkehrenden Züge und bremst diese rechtzeitig vor Halt oder Langsamfahrt zeigenden Signale ab.

Für jedes Triebfahrzeug können passende Geschwindigkeiten etwa für die SBB Signalbegriffe 2 (40 km/h) oder 3 (60 km/h) vorgege­ben werden. Dies ermöglicht einen Zug ab Vorsignal langsam abzubremsen, dann genau mit der zulässigen Geschwindigkeit in den Bahnhof einzufahren und den Zug letztlich sanft aber  punktgenau vor dem Ausfahrsignal anhalten zu lassen.

Weil die Zugbewegungen auf der Anlage kaum von einem Ort über­blickt werden können, wird un­sere Anlage normalerweise auto­matisch gesteuert. Ein Zug fordert beim Erreichen eines bestimmten Abschnitts eine oder mehrere Blöcke in Fahrtrichtung oder aber eine Fahrstrasse im Bereich eines Bahnhofs an. Dabei werden auch Zuglänge, Zugtyp (IC/EC, IR, Re­gional-, oder Güterzug) und, falls definiert, auch der Laufweg des Zuges ‘berücksichtigt.

Der grosse Bahnhof Pte.Eugenio kann von der Automatik aus­geklammert und über das vorhan­dene Stellpult manuell bedient werden. In Zukunft  möchten wir auch Rangiermanöver realisieren. Manuell gestellte Rangierfahr­strassen sind dann natürlich eben­falls gesichert, gefahren wird aber “auf  Sicht”,  um beispielsweise an eine stehende Wagengruppe heranfahren zu können.

  • Fazit

Trotz der anfänglich von einigen Mitgliedern geäusserten Bedenken verlassen wir uns heute vollumfäng­lich auf die MpC. Sie ermöglicht einen sicheren, automatischen Betrieb und lässt uns trotzdem die Möglichkeit, jederzeit einzugreifen und Fahrdienstleiter zu ‘spielen’. Vieles, was heute bei der MpC zur Selbstverständlichkeit gehört, war noch  vor  wenigen  Jahren  kaum denkbar. So wäre beispielsweise die Benutzung  aller Bahnhof­gleise in beiden Richtungen oder auch der Halt von kurzen Zügen in der Mitte der Bahnsteige bei einer konventionellen Steuerung mit einem enormen schaltungs­technischen  Aufwand  verbunden gewesen.

Die MpC ist mit den Aufgaben der klassischen Block- und Fahrstrassen­steuerung alleine eigentlich fast unterfordert. Vielmehr zeigt das System seine Stärken bei der Steuer­ung komplizierter Abzweig- oder Endbahnhöfe, Streckenverzwei­gungen oder realer Betriebsabläufe, wie ein Gleiswechselbetrieb mit ‘flie­genden’ Überholungen.

Angesichts der Tatsache, dass bereits mehr als 1000 Anlagen  mit der MpC von Gahler+Ringstmeier ausgerüstet sind, gehen wir davon aus, dass dieses System auch in Zukunft weiter entwickelt und gepflegt wird. Zudem ist die Gewissheit, jederzeit auf die komplette Herstellerdokumenta­tion zurückgreifen zu können, in einem Club besonders wichtig, um beim Weggang eines Steuerungsspezialisten nicht mit leeren Händen dazustehen .

  • Da fehlt doch noch was

Im Frühjahr 2016 haben wir begonnen unsere 0m-Schmalspurstrecke komplett zu digitalisieren. Wir verwenden dazu eine Märklin CS2 mit entsprechenden Gleisbesetzmeldern und Signaldekodern. Unsere Weichen steuern wir hier mit den Cobalt-Antrieben der Firma DCC Concepts aus Australien. Zur Steuerung setzen wir einen DELL PC mit der aktuellen Steuerungssoftware “WinDigipet 2018” ein.

Mehr zur Schmalspur demnächst in einem eigenen Kapitel.

Gleisbildstellpult

Eines von zwei zentralen Steuerungsracks mit den Ein- und Ausgangskarten für Taster, Weichen, Fahrstrassen- und Sig­nal-LED, darunter die Steckkarten der Blöcke und Belegtmelder.

Das Hauptsignal zeigt 60km/h für den einfahrenden KLV-Zug,
derweil gerade ein Kieszug mit Ae 6/6 den Bahnhof verlässt. Die MpC erlaubt, für jeden Zug passende Geschwindigkeiten für verschie­ dene Signalbegriffe vorzugeben.

Eine Mirage” RABDe 12/12 ist in Kamins eingefahren und wendet hier. Nach einem kurzem Aufenthalt und dem Abwarten allfälliger Überholungen durch höherwertige Züge wird er wieder nach Ponte Eugenio zurückkehren.

Die MpC erlaubt, Züge entsprech­end ihrer Kategorie und Länge über passende Bahnhofgleise zu leiten.
Eine Ae 3/6 II ist soeben mit ihrem Personenzug von Gleis 3 abgefah­ren, während die legendären Ae 8/14 118501 mit einem Kohlezug auf dem für Güterzüge vorbehaltenen Gleis 2 angekommen ist.

Cobalt IP ist ein motorischer Unterflurweichenantrieb mit eingebauten DCC -Weichendecoder

Teil des Schematischen Gleisplans von Ponte Eugenio. Bis auf die zwei Doppel­spurstrecken ent­spricht dieser in etwa dem alten Bahnhof Bellinzona.